Indische Mythologie der Planeten
Übersetzung aus Bepin Behari “Myths and Symbols of Vedic Astrology“
Rahu und Ketu
sind wichtige kosmische Agenten. Ihre hauptsächliche Funktion als Botschafter höherer Kräfte ist die Zerstörung asurischer oder dämonischer Tendenzen in uns.
Rahu wird als Berg und als Dunkelheit beschrieben, denn materialistische Neigungen müssen erst in in ihrer Fülle wachsen wie dunkle Berge, bevor sie zerstört werden können. Rahu ist nicht einfach Dunkelheit; er hebt die Dunkelheit hervor, so dass sie effektiv beseitigt werden kann. Rahu wird als Übeltäter angesehen, da er zu Enttäuschung und Ernüchterung in Bezug auf die begehrenswertesten Aspekte menschlichen Lebens führt: materielle Verhaftung und physisches Wohlergehen.
Als Schattenplanet wird Rahus Auswirkung in erster Linie auf der Schattenseite des menschlichen Körpers spürbar: die psychologische und seelische Hülle.
Saturn und Rahu ähneln einander in vielfacher Weise; Rahu beeinflusst jedoch mehr unsere Gedanken, Gefühle und Reaktionen auf Dinge.
Rahu steht auch in Verbindung mit Gift zu sowohl zerstörerischen als auch regenerativen Zwecken. Die bestmögliche Wirkung dieses Planeten ist, dem Individuum eine direkte Erfahrung der harten Realitäten des Lebens zu vermitteln, deren Wahrheit – wenn erst einmal erfahren – ein beständiger Teil der Psyche wird. Was auch immer Rahu bringen mag, wird uns sicher auf beide Arten beeinflussen, im Guten wie im Schlechten.
Rahu verändert unseren inneren Wesenskern radikal (er kann Sonne und Mond während einer Eklipse verfinstern).
Astrologen haben festgestellt, dass die von Rahu verursachten Wirkungen im Allgemeinen nachhaltig sind, auch wenn ihre Ursache nicht immer wahrgenommen wird. Rahu ruft wichtige Veränderung in alltäglichen Angelegenheiten hervor. Diese Veränderungen geschehen mit großer Plötzlichkeit. Unter seinem Einfluss werden alle Vorausberechnungen und Erwartungen vollkommen umgeworfen oder schlagen fehl. Der Einzelne kann seine Vorhaben nicht umsetzen, oder nicht auf die Art, in der er sie geplant hat, oder er kann Personen nicht treffen, die er treffen wollte. Vollkommene Erschütterung ist Rahus astrologischer Effekt. Aber Rahu schützt seine Anhänger nicht nur von unerwünschten Einflüssen, er beschert ihnen auch Wohltaten. Deshalb preisen Hymnen Rahu als allzeit bereit, seine Anhänger mit Reichtumg und Überfluss, Liebe und Glück zu überhäufen.
Der für den Einzelnen letztendlich positive Einfluss Rahus kommt durch seine dunkelblaue Farbe. In dieser Hinsicht vernichtet Rahu die egoistische, selbstzentrierte und dämonische Natur des Menschen. Shiva zerstört, um neu zu erschaffen. Krishna tötet Dämonen und zerstört asurische (dämonische) Neigungen. Rama tötet den großen Dämon Ravana. Entsprechend zerstört der dunkelblaue Rahu alle materialistischen Wünsche des einzelnen Menschen. Der riesige Berg der Schwärze, der Rahu zugeordnet wird, weist auf seine gigantische Dimension hin. Sein Handlungsspielraum reicht vom niedersten Physischen bis hin zum höchsten Spirituellen. Um den erforderlichen Effekt zu erzielen, arbeitet Rahu nahezu dämonisch. Sein langfristiger Einfluss ist, das Individuum zu spiritualisieren.
Rahu ist von dunkelblauer Farbe während Ketu bunt und vielfarbig ist. Analog zu Rahu ist Ketu mit Dunkelheit verbunden, besitzt aber einen mysteriösen Strahl des Lichts und des Glanzes. Ketu bezieht sich auf die Weisheit, die durch die Betrachtung der Natur und Schöpfung entsteht, und auf die Bedeutung verschiedener religiöser Handlungen, um letztendliche Befreiung zu erreichen. Die esoterische Natur der Weisheit und des Verständnisses der verborgenen Gesetze der Schöpfung liegen in Ketus Domäne. Ketu vermittelt die Dämmerung eines intuitiven Verständnisses der wesentlichen Natur der Dinge und des Urgrunds aller Manifestation.
Unter dem Einfluss Ketus entwickelt sich Empathie mit der universalen, kreativen Lebenskraft, die Weisheit und Einsicht in die Wirkungsweise der Natur gewährt.
Wie die Alchemisten veranlasst Ketu den Einzelnen, die verborgensten inneren Winkel der menschlichen Psyche zu erforschen. Dadurch kann der Einzelne die subjektive Realität hinter dem Schleier der objektiven Manifestation wahrnehmen. Wenn Ketus Einfluss vorherrschend ist, aktiviert er das Denkprinzip. Der Grund hierfür könnte eine reale oder imaginäre Unzufriedenheit sein oder der Samen ungelöster philosophischer Gedanken. Wenn eine solche Situation entsteht, wird der Betroffene von diesem Problem völlig absorbiert.