Teilpersönlichkeiten

Teilpersönlichkeiten sind autonome Strukturen innerhalb unserer Gesamtpersönlichkeit. Sie sind verschiedene Rollen, in die wir schlüpfen, je nach der Beziehungssituation, in der wir uns gerade befinden. In der Regel existieren eine Vielzahl von Teilpersönlichkeiten in einer Person nebeneinander, und jede hat ihr spezielles Verhaltensmuster, ihre eigenen Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen, Wünsche und Motivationen: der Kontrolleur, der Skeptiker, der Schüler, das Nesthäkchen, der Clown, der Rebell, der Macho usw. Manchmal können Teilpersönlichkeiten sich gegenseitig bekämpfen und unvereinbar erscheinen.

Grafik: API Bild-Archiv

Teilpersönlichkeiten sind vergangene Muster des Verhaltens, Denkens und Fühlens, die eine feste Struktur in der Persönlichkeit bilden. Dabei handelt es sich um „Vergangenheitsstrukturen“, die sich aus unbefriedigten Bedürfnissen in der Kindheit entwickeln. Ein Kind erlebt zum Beispiel einen Mangel an Liebe und entwickelt ein Verhalten, mit dem es glaubt, Liebe zu bekommen. Mit der Zeit verdichtet sich dieses Verhalten zu einer Teilpersönlichkeit .

Phasen der Arbeit mit Teilpersönlichkeiten

1. Erkennen, Wahrnehmen

Der erste Schritt ist, die Teilpersönlichkeit wahrnehmen und erkennen zu können. Dabei ist es wichtig und Voraussetzung, einen Schritt zurücktreten können und die Teilpersönlichkeit etwas aus der Distanz, aus der Mitte heraus zu betrachten. Ich kann nur solche Teilpersönlichkeiten erkennen, aus denen ich mich ein Stück weit disidentifiziert habe. Daher ist es notwendig, sich mit dem eigenen Zentrum, dem Beobachter identifizieren zu können.

2. Akzeptieren, Annehmen

Die Teilpersönlichkeit annehmen kann bei schwierigen und unangenehmen Teilpersönlichkeiten auf Widerstände stoßen. Dies erfordert Mut, Liebe und Mitgefühl. „Echte Akzeptanz ist ein Akt der Liebe und ein sich liebevolles Zuwenden und Annehmen der eigenen Schwächen und Stärken und kann den inneren Kampf erlösen“ (Rueffler). Gelingt uns das Akzeptieren der Teilpersönlichkeit, fallen uns die nächsten Schritte meist relativ leicht.

3. Koordinieren, Transformieren

Aus einer disidentifizierten Position heraus arbeiten wir mit der Teilpersönlichkeit, wir lernen sie näher kennen, wir agieren sie aus, wir machen mit ihr Erfahrungen, wir lernen sie allmählich zu steuern. Wir bemühen uns um eine Transformation der Teilpersönlichkeitsstruktur unter Berücksichtigung der Wünsche und Erfordernisse der Teilpersönlichkeit. Wir versuchen auch, die Interaktion der Teilpersönlichkeit mit anderen Teilpersönlichkeiten untereinander zu verändern und zu harmonisieren.

4. Integrieren

In dieser Phase versuchen wir, die Teilpersönlichkeit in das größere Ganze unserer Gesamtpersönlichkeit einzuordnen. Gegensätzliche Teilpersönlichkeiten können sich hier zu einem neuen „Sowohl-als-Auch“ finden anstelle des früheren „Entweder-Oder“.

5. Synthese

Hier geht es darum, die verschiedenen Teilpersönlichkeiten auf das Zentrum auszurichten, sie als „Musikinstrumente“ zu spielen, wobei der Dirigent das Ich ist und die Partitur das Höhere Selbst.

Literatur

  • Dr. Margret Rueffler: Unsere Rollenspiele – Teilpersönlichkeitsarbeit in der Psychosynthese
  • Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden 3 – Das „innere Team“

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