„Umschlingender”
Gottheiten: Naga (Schlangengottheit); Sarpa (Schlange)
Fixstern: Minchir + weitere Sterne im Kopfbereich des Sternbilds Wasserschlange
Shakti: Gift zufügen
Obere Ebene: das Anschleichen der Schlange
Untere Ebene: Beben und Zittern
Ergebnis: die Zerstörung des Opfers
Nagas gelten als Wesen mit magischen Fähigkeiten, die jederzeit menschliche Gestalt annehmen können. Sie sind Wächter von Übergängen, Schwellen und Türen, auch im übertragenen Sinn. Da Schlangen sich regelmäßig häuten, sind sie ein Symbol für Transformation. Schlangen töten ihre Opfer entweder durch ihr Gift, oder sie umschlingen ihre Beute und würgen sie zu Tode.
Das Umschlingen bringt der Name Ashlesha zum Ausdruck. Es symbolisiert die eher unerwünschten Dinge im Leben, die uns nicht loslassen, oder die wir nicht loslassen können – wir sind karmisch mit ihnen verschlungen. Nicht selten verursachen diese karmischen Bande Ängste, denen der Mensch sich stellen muss. Wenn die Schlange sich uns nähert (obere Ebene), ist es Zeit für eine Transformation, auch wenn uns diese anfangs erschüttert und zittern lässt (untere Ebene). Es ist an der Zeit, sich seinen karmischen Bindungen zu stellen und sie abzulegen.
Die Schlange hat einen Bezug zur Kundalini-Energie an der Basis der Wirbelsäule, die einer Kobra gleich sich nach oben zum Kopf hin aufrichten kann. Während des Prozesses des Aufsteigens der Kundalini erreicht sie die einzelnen Chakras, die durch die Kundalini-Kraft einer Reinigung unterzogen werden („sich von alten, karmischen Bindungen befreien“). Ist die Kundalini einmal im obersten Scheitel-Chakra angekommen, löst sich das Individuum im göttlichen Bewusstsein auf.
Ashlesha ist der Kopf der Wasserschlange Hydra. Hydra ist ein ausgedehntes, lang gestrecktes Sternbild, das sich unterhalb der Sternbilder Krebs (über dem Kopf der Schlange), Löwe und Jungfrau erstreckt. Die Hydra der griechischen Mythologie war eine übergroße Schlange mit neun Köpfen, von denen einer unsterblich war. Der Held Herakles konnte die Hydra im Kampf bezwingen und töten. Im indischen Mahabharata wird eine sehr ähnliche Geschichte von Krishna und der Schlange Kaliya erzählt. Krishna, der „Param Brahman“ (Höchster Brahman) und „Purushottama“ (Höchstes Selbst), kämpfte nicht mit roher Gewalt gegen die Schlange, wie dies Herakles im griechischen Mythos tat. Krishna tanzte der giftigen Schlange Kaliya buchstäblich auf dem Kopf herum, bis sie so erschöpft war, dass sie sich dem Höchsten Selbst ergab.
Der Blick einer Schlange wirkt meist hypnotisierend. Ashlesha-Geborene können ihr Gegenüber ähnlich hypnotisierend in ihren Bann ziehen. Sie fühlen sich angezogen vom Geheimnisvollen, Okkulten und Verborgenen. Ashlesha ist von scharfer Natur wie das Nakshatra Ardra, d.h. es liebt die „intensiven“ Dinge des Lebens. Ziel ist Dharma, die Ausrichtung nach der inneren, göttlichen Natur des Menschen, so wie sich die Schlange Kaliya dem Höchsten Selbst Krishna nach langem Kampf ergeben hat. Diese Haltung macht auch das Sattva Guna als motivierende Kraft Ashleshas verständlich: es geht ihm um die „wahre Essenz“, d.h. schlussendlich um Weisheit und Liebe.
Friedrich von Schiller wurde mit Mond in Ashlesha geboren. Er war Dichter und Dramatiker des Übergangs (Nagas als Wächter der Übergänge) vom Zeitalter des Absolutismus hin zur zunehmenden Bedeutung des Bürgertums. Er fühlte sich in Jugend und Adoleszenz von Vater und Herzog gegängelt und in einen ungeliebten Beruf gezwängt, und thematisierte in seinem frühen Werk deshalb vor allem die Freiheit.