22 – Shravana

„Ohr, Hören“
Gottheit: Vishnu („Alldurchdringender“)
Fixstern: Altair, Alschain und Tarazed im Sternbild Adler (Aquila)
Shakti: Verbindung
Obere Ebene: Suchen
Untere Ebene: die Wege
Ergebnis: alle Dinge miteinander verbinden

Über Shravana wacht der alles durchdringende Gott Vishnu, der erhaltende Aspekt der Trimurti.

Sternbild Adler + Delphin

Am Himmel wird Vishnu personifiziert durch die drei Hauptsterne des Sternbildes Adler: der sehr helle Hauptstern Altair, Alshain und Tarazed. Diese drei Fixsterne erinnern an die drei Schritte, mit denen Vishnu in seiner fünften Inkarnation als Vamana, der sich vom unscheinbaren Zwerg zu Vishnus kosmischer Form verwandelt, die Welt (Himmel und Erde) durchschreitet. Altair wurde von Sumerern und Babyloniern „Adlerauge“ genannt. Keilschriften erzählen einen uralten Mythos vom ersten König Sumers „nach der großen Flut“, Etana, der den Beinamen „der Hirte, der zum Himmel flog“ erhielt. Etana flog mit einem Adler in den Palast der Ishtar (Venus) im Himmel, um von dort das „Gebärkraut“ für seine unfruchtbare Ehefrau zu holen. In der griechischen Mythologie wird ein Adler von Zeus beauftragt, den schönen Jüngling Ganymed in den Olymp zu entführen, wo er Mundschenk der Götter wurde, eine Szene, die auf vielen antiken Sternkarten dargestellt ist. Die meisten Mythen um das Sternbild Adler handeln also von einer Reise von der Erde in den Himmel, bei der ein Mensch von einem Adler in den Himmel getragen wird.

Altair

Shravana lässt sich übersetzen mit „Ohr“ bzw. „Hören“. Bis vor wenigen hundert Jahren hatte das Hören für die Menschen noch eine ganz besondere Bedeutung, denn Informationen waren den Menschen meist nicht in schriftlicher Form zugänglich. Sie mussten einem Lehrer oder Berichterstatter zuhören. Der Wissensschatz der Veden wurde viele Jahrtausende lang nur mündlich überliefert. Als Shruti, „das Gehörte“, werden jene Weisheiten des Veda genannt, die die Rishis (Weisen) direkt vom Göttlichen „gehört“ haben sollen. Die Reden von (und Geschehnisse um) Jesus vor 2000 Jahren wurden erst Jahrzehnte nach seinem Tod schriftlich festgehalten, bis dahin mündlich tradiert. Jesus selbst wandte sich über das Wort und die Rede an die Menschen seiner Zeit.

Vishnu

Das Hören hatte in der Weitergabe spirituellen Wissens, das Himmel und Erde miteinander zu verbinden vermag (offenbar das eigentliche Thema des Nakshatras Shravana), schon immer eine große Rolle gespielt. In manchen Meditationsformen lauscht man auf innere Töne, auf den Urlaut Om (Aum), oder es werden Mantras, heilige Klangsilben, laut oder innerlich lautlos angestimmt. Menschen, die ein spirituelles Erleuchtungserlebnis hatten, berichten zuweilen von einer Stimme im Inneren, die sie hören. Wenn sich der Mensch im Gebet an eine himmlische, göttliche Macht wendet, hofft er, dass seine Worte, sein Gebet, „erhört“ werden. Der Mensch kann Gott „hören“, und auch Gott kann den Menschen „hören“. Heutzutage fällt man über „innere Stimmen hörende“ Menschen allerdings schnell das Urteil, dass hier eine psychische Krankheit vorliegen müsse.

John Lennon wurde mit Mond in Shravana geboren. Die heilige Bernadette Soubirous wurde mit Merkur in Shravana geboren, wie auch Swami Vivekananda (Merkur Konjunktion Venus in Shravana) und Maharishi Mahesh Yogi (Merkur Konjunktion Mars sowie Aszendent in Shravana).

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