Das Vimshottari Dashasystem hat in der indischen Astrologie einen ähnlichen Stellenwert wie zum Beispiel Sekundärprogressionen in der westlichen Astrologie. Das jeweils aktuelle Dasha zeigt an, welche Planeten und mit ihnen verbundene Themen sich zu einem gegebenen Zeitpunkt auslösen können. Die eigentliche Auslösung, das Ereignis oder Erlebnis geschieht jedoch durch die Transite, in Sanskrit Gochara.
Im Gegensatz zur westlichen Astrologie beginnt die Wirkung eines Transits nicht erst ein Grad vor der exakten Aspektstelle, sondern bereits in dem Moment, in dem ein Planet das Zeichen betritt, von dem aus er einen Aspekt auf einen Horoskopfaktor des Rashis (Grundhoroskops) werfen wird. Dabei werden die planetaren Aspekte, die Graha Drishti verwendet.
Im September 2004 trat zum Beispiel Saturn in das siderische Zeichen Krebs ein (siehe Graphik rechts). Seitdem aspektiert Saturn das 3., 7. und 10. Zeichen von Krebs aus gerechnet, d.h. die Zeichen Jungfrau, Steinbock und Widder und alle darin befindlichen Häuser und Planeten. Dieser Transit wird solange andauern, bis Saturn das Zeichen Krebs wieder verlässt, im November 2006 bzw. endgültig im Juli 2007.
Eine weitere indische Spezialität ist die Tatsache, dass man bei der Beurteilung der Lebensgebiete, die von einem Transitplaneten beeinflusst werden, in erster Linie die Häuser vom Mond aus betrachtet. Bleiben wir bei unserem Beispiel mit Transit-Saturn in Krebs und stellen wir uns dieses Rashi dazu vor – es handelt sich um das Horoskop des US-Präsidenten George W. Bush.
Die Planeten des Geburtshoroskops sind in schwarzer Farbe eingetragen und die langsam laufenden Transitplaneten Mars, Jupiter, Saturn und Mondknoten farbig. Die Zeichen und Häuser sind mit dem jeweiligen Transitplaneten entsprechenden Farbkreisen markiert um darzustellen, welche Zeichen und Häuser zusätzlich zur Transitposition beeinflusst werden.
Der Mond steht im Zeichen Jungfrau im 3. Haus vom Aszendenten gerechnet. Der Aszendent ist in Krebs. Ende April 2006 hat ein Merkur Maha Dasha begonnen.
Transit-Saturn befand sich im Mai 2006 ebenfalls im Krebs und steht daher im 1. Haus mit Aspekten zum 3., 7. und 10. Haus vom Aszendenten gerechnet. Gleichzeitig steht Saturn im 11. Haus vom Mond und aspektiert vom Mond aus gesehen das 1., 5. und 8. Haus. Man könnte die Deutung dahingehend differenzieren, dass die Hauspositionen vom AC aus gesehen die objektiven Umstände anzeigen und die Häuser vom Mond aus gerechnet, wie George W. Bush diese Zeit persönlich erlebt.
Das 1. Haus ist zweifach von Saturn angesprochen, Bush wird sich vermutlich in seiner Persönlichkeit eingeschränkt und gehemmt fühlen. Es sind Schwierigkeiten im partnerschaftlichen Bereich (7. Haus) und im Beruf (10. Haus) anzunehmen, und dadurch fühlt er sich vermutlich in seinem kreativen Selbstausdruck (5. Haus) beeinträchtigt, erlebt dies sogar als Krise (8. Haus). Nehmen wir noch die anderen Transite hinzu, sehen wir, dass im Mai 2006 auch Mars und die Mondknoten den Mond in der Jungfrau aspektierten. Der aktuelle Maha Dashaplanet ist Merkur, der im Rashi im 1. Haus im Krebs steht und ein Parivartana Yoga mit dem Mond bildet. Wir können daher vermuten, dass diese Phase an Bush nicht spurlos vorübergehen wird. Er erlebt gerade ein Zeit extrem niedriger und immer weiter fallender Popularität in seiner Heimat durch eine ganze Reihe nicht abreißen wollender Skandale. Da das 1. Haus involviert ist, könnte auch seine Gesundheit gefährdet sein. Die Situation könnte sich noch intensivieren, wenn der Transit-Mars von Zwillinge in das Zeichen Krebs wechseln wird (ab 25. Mai 2006).
Dauer der Transite
Die Transitdauer der neun Planeten ist je Zeichen bzw. für einen gesamt Durchlauf durch den Tierkreis wie folgt (Rückläufigkeiten sind nicht berücksichtigt):
Transite des Saturns zum Mond
Diesen Transiten schenken die Inder allergrößte Aufmerksamkeit. Der Mond repräsentiert unser Gemüt, unser Alltagsbewusstsein und die Art und Weise unserer Wahrnehmung, die bekanntlich unsere Psyche und Allgemeinverfassung wesentlich prägt. Saturn steht in der indischen Astrologie für die schwierigeren Seiten des Lebens: Schwierigkeiten, Hindernisse, unfreiwillige Veränderungen. Saturn legt Beschränkungen auf, zerstört Illusionen, konfrontiert mit der mitunter harten Realität. Er fordert Geduld, Ausdauer und zuweilen sogar Demut.
Sade Sati
Sade Sati ist der wichtigste Transit des Saturns zum Mond. Er dauert 7,5 Jahre und beginnt, wenn der laufende Saturn in das 12. Zeichen vom Mond aus gerechnet eintritt. Das Ende entspricht Saturns Übergang in das 3. Zeichen vom Mond gerechnet. Der Saturn-Transit durch die Häuser 12, 1 und 2 vom Mond aus gesehen ist also Sade Sati. Im 12. Haus findet etwas seinen Abschluss (Verlust, Trennung), im 1. Haus geht es um uns selbst und im 2. Haus um unseren persönlichen Besitz. Außerdem ist das 2. Haus ein Maraka-Haus, in dem Dinge ein unerwartetes Ende nehmen können.
Sade Sati führt zu einer Transformation der Persönlichkeit. In der Regel werden die Prioritäten des Lebens neu verteilt, die Lebensausrichtung oder auch Partnerschaft oder Beruf unterliegen grundlegenden Änderungen. Diese Veränderungen erfordern Geduld und Weisheit. Oft ist man in der ersten Hälfte von Sade Sati versucht, (vor)schnelle Lösungen zu finden, sich in einer kriselnden Partnerschaft zum Beispiel voreilig zu trennen, oder einen ungeliebten Arbeitsplatz übereilt zu kündigen. Die Zeit, da Saturn ungefähr drei Grad vor und nach dem Mond steht, ist die intensivste Zeit, und es ist ratsam, mit grundlegenden Entscheidungen bis nach der exakten Konjunktion zu warten.
Kantaka Shani
Dies ist die Zeit, wenn der laufende Saturn sich im 4. Haus vom Mond aus gerechnet befindet. Zur Zeit (2006) steht der Saturn zum Beispiel im Krebs, d.h. alle Menschen mit einem Widder-Mond durchleben gerade diesen Transit, bis Saturn in den Löwe wechseln wird. Dies ist oft eine schwierige Phase, was häusliche Angelegenheiten des 4. Hauses betrifft.
Ashtama Shani
Wenn der laufende Saturn im 8. Haus vom Mond steht, herrscht Ashtama Shani. Das 8. Haus ist der Lebensbereich der Krise und Transformation, und in dieser Phase kann es zu entsprechenden Erfahrungen, insbesondere im partnerschaftlichen Bereich kommen.